Page 15 - Die Oasen des Imans_Leseprobe
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Teil Eins
SELbSTERkENNTNIS
Wissen ist Wissen zu wissen
Wissen ist Dich selbst zu wissen
Wenn Du aber Dich selbst nicht wissest
Was dann nutzt Dir all das Wissen
(Yunus Emre)
Der Islam appelliert an den denkenden und sich des Verstandes bedienenden Men-
schen. Denn ohne Wissen und Denken können die Gebote Allahs nicht verstanden
und weitergegeben werden. Die Grenzen der Existenz weiten und verengen sich je
nach unserem Wissensstand. Wir blicken auf die Welt von unserem eigenen Fenster
hinaus. Somit nutzt unser Wissen nur uns allein. Sind wir aber im Unbewussten über
uns selbst, können wir dann überhaupt davon reden, zu leben oder zu denken? In
diesem Sinne ist es die erste Pflicht eines jeden denkenden und wahrheitssuchen-
den Menschen, sich selbst zu erkennen. Das, was den Menschen von den anderen
Lebewesen unterscheidet und ihn über diese erhebt, ist wiederum die Kenntnis über
sich selbst und das daraus resultierende Verhalten.
Es gibt vielerlei Arten des Wissens und dazu Möglichkeiten, dieses zu vermeh-
ren. Das Wichtigste jedoch ist, uns selbst zu begreifen und von dort beginnend Allah
zu erreichen. Tatsächlich gibt es eine nahe Verbindung zwischen der „Selbsterkennt-
nis“ und der „Gotteserkenntnis“. Das richtige Begreifen unserer eigenen Existenz und
die Grenzen unseres Selbst öffnen uns eine Tür bleibender Erfahrung, die uns zu Al-
lah gelangen lässt. In diesem Zustand, inmitten des Zentrums unseres Ichs, fangen
wir an die Existenz Allahs im Innersten und aus der Nähe zu empfinden. Unser end-
liches und begrenztes Dasein mit dem mangelhaften und unausreichenden Wissen
wird mit der Realität Allahs vollkommen. Jede Frage und Suche findet in Ihm ihre
Antwort. Alles rückt sich gerade an seinen richtigen Platz. Daher enthält der Anfang
und das Ende jedes Wissens eine religiöse und vernunftbetonte Seite.
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