Page 12 - Muhammad Leseprobe
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                     DiE QUraYsh  DEs  taLEs

          Ein anderer mächtiger stamm arabiens aus der Linie abrahams
          waren die Quraysh. Etwa vierhundert Jahre nach Christi geburt
          heiratete ein Qurayshite namens Qu¶ayy eine tochter Óulayls,
          des damaligen oberhauptes der Khuzâ‘ah. Óulayl liebte seinen
          schwiegersohn mehr als seine eigenen söhne, denn Qu¶ayy übertraf
          alle araber seiner Zeit. nach dem tode Óulayls kam es zu einem
          erbitterten Kampf, der schließlich durch einen  schiedsspruch
          entschieden wurde, der Qu¶ayy zum herrscher über Mekka und
          Wächter der Ka‘bah bestimmte.
            Qu¶ayy holte seine nächsten Verwandten nach Mekka, die sich
          im tal neben dem heiligtum niederließen: seinen Bruder Zuhrah,
          seinen onkel taym, Makhzûm, den sohn eines anderen oheims,
          und ein paar entferntere Vettern. sie und ihre nachkommen wur-
          den die Quraysh des tales genannt, während sich Qu¶ayys weiter
          entfernte Verwandte in den schluchten der umliegenden hügel und
          im hinterland niederließen und die Quraysh des Umlandes hießen.
          Qu¶ayy herrschte als ihr König mit unbestrittener Macht, und sie
          zahlten ihm jedes Jahr einen tribut von ihren herden, damit er die
          pilger speisen konnte, die zu arm waren, um sich selbst zu verpfle-
          gen. Bis zu dieser Zeit hatten die hüter des heiligtums ringsum in
          Zelten gewohnt. Qu¶ayy ließ sie jetzt häuser bauen, so wie er auch
          für sich selbst schon ein großes gebäude errichtet hatte, das man
          das »haus der ratsversammlung« nannte.
            alles war in bester ordnung. aber schon bald wurde die saat
          der Zwietracht gesät. Es war ein auffallendes Merkmal der Linie
          Qu ¶ayys, daß jede generation einen Mann hervorbrachte, der alle
          anderen deutlich übertraf. Unter Qu¶ayys vier söhnen war dies ‘ab-
          du Manâf, der schon zu seines Vaters Lebzeiten hohe Ehren erfuhr.
          Qu¶ayy aber bevorzugte seinen Erstgeborenen, ‘abd ad-Dâr, ob -
          wohl er von allen der am wenigsten Befähigte war. Kurz vor seinem
          tode sagte er zu ihm: »Mein sohn, ich will dich über die anderen
          erheben, obwohl die Menschen sie mehr ehren als dich. Keiner soll
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