Page 15 - Muhammad Leseprobe
P. 15

muªammad
                                                           3
              Er hatte zwei Brüder, ‘abdu shams und Mu††alib , und einen
           halbbruder namens nawfal. ‘abdu shams war durch seine handels-
           geschäfte mit dem Jemen und später mit syrien sehr beansprucht,
           nawfal nicht weniger mit dem irak, und beide waren oft lange
           Zeit nicht in Mekka. Deshalb – und vielleicht auch aus anderen
           gründen – übernahm hâshims jüngerer Bruder Mu††alib das amt
           der Versorgung der pilger mit speise und trank sowie das recht,
           die steuern dafür zu erheben. Eines tages fand er, es sei seine
           pflicht, für einen nachfolger zu sorgen. hâshim hatte noch drei
           söhne von anderen Frauen gehabt, aber wenn es stimmte, was die
           Leute sagten, dann konnte keiner – und deshalb auch keiner von
           Mu††alibs eigenen söhnen – einen Vergleich mit dem sohne salmàs
           wagen. trotz seiner Jugend zeigte sich bei shaybah – so hatte sie
           ihn genannt – bereits deutlich die gabe der Menschenführung, und
           die reisenden, die durch die oase gekommen waren, berichteten
           immer wieder großes von ihm. schließlich besuchte ihn Mu††alib
           selbst, und das, was er sah, überzeugte ihn so, daß er salmà darum
           bat, ihm seinen neffen anzuvertrauen. Zuerst wollte salmà ihren
           sohn nicht gehen lassen, und der Junge lehnte es ab, seine Mutter
           ohne ihre Einwilligung zu verlassen. aber Mu††alib ließ sich nicht
           entmutigen. Es gelang ihm, Mutter und sohn davon zu überzeugen,
           daß die Möglichkeiten, die Yathrib zu bieten hatte, viel geringer
           waren als jene, die ihm Mekka bot. als Wächter des heiligen hau-
           ses, dem großen Wallfahrtszentrum für ganz arabien, waren die
           Quraysh höher angesehen als jeder andere arabische stamm, und
           alles deutete darauf hin, daß er eines tages das amt seines Vaters
           übernehmen und eines der qurayshitischen stammeshäupter sein
           werde. Um dies zu erreichen, mußte er jedoch zuerst in sein Volk
           aufgenommen wer den, denn ein einfacher Verbannter konnte nicht
           erwarten, zu solchen Ehren zu kommen. salmà war beeindruckt von
           diesen argumenten, und wenn ihr sohn nach Mekka ging, konnten
           sie doch hin und wieder einander besuchen. schließlich willigte sie
           ein und ließ ihn gehen. Mu††alib nahm seinen neffen zu sich auf
           sein Kamel, und als sie durch die tore Mekkas ritten, hörte er, wie
           ein paar Leute beim anblick des Fremden riefen: »Das ist ‘abd


             3 Der name lautet eigentlich al-Mu††alib, außer im Vokativ, in dem das »al-« ent-
           fällt. Da dieses präfix (der bestimmte artikel) in der transkription sehr schwerfällig
           wirkt, wurde hier in den meisten Fällen, in denen Eigennamen mit dem artikel
           beginnen, die Form des Vokativs verwendet.
                                        20
   10   11   12   13   14   15   16