Page 10 - Muhammad Leseprobe
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Ein grossEr VErLUst
Abrahams Gebet wurde erhört, und die pilger, die in immer grö-
ßerer Zahl aus allen teilen arabiens und von noch weiter her das
heilige haus besuchten, brachten reiche geschenke nach Mekka.
Die große Wallfahrt fand jährlich einmal statt, aber es war auch
möglich, die Ka‘bah zu jeder Zeit des Jahres durch eine kleine
pilger fahrt zu ehren. Für eine lange Zeit vollzogen die Menschen
eifrig und hingebungsvoll die riten nach den regeln abrahams und
is maels, und auch die nachkommen isaaks verehrten die Ka‘bah als
einen tempel, den abraham errichtet hatte und der für sie als eines
der weiter entfernten häuser gottes galt. im Lauf der Jahrhunderte
ging jedoch die reinheit der Verehrung des Einen gottes verlo ren.
Die nachkommen ismaels waren so zahlreich geworden, daß sie
nicht mehr alle im tal von Mekka leben konnten, und jene, die sich
an anderen plätzen niederließen, nahmen steine aus dem heili gen
Bezirk mit sich und vollzogen ihnen zu Ehren rituale. später kamen
durch den Einfluß benachbarter heidnischer stämme zu den steinen
götzen hinzu, und schließlich begannen die pilger, götzen nach
Mekka zu bringen und neben der Ka‘bah aufzustellen. in dieser Zeit
hörten die Juden auf, abrahams tempel zu besuchen. 1
Die götzendiener behaupteten, ihre götter hätten die Macht,
zwischen gott und den Menschen zu vermitteln. in der Folge such-
ten sie immer weniger den unmittelbaren Zugang zu gott, und je
wei ter entfernt Er schien, desto schwächer wurde ihr sinn für die
Wirk lichkeit der jenseitigen Welt, bis schließlich viele von ihnen auf-
hörten, an ein Leben nach dem tod zu glauben. Für manche un ter
ihnen, die es deuten konnten, gab es ein sichtbares Zeichen da für,
daß sie von der Wahrheit abgekommen waren: sie hatten kei nen
Zugang zum Zamzambrunnen mehr und hatten sogar vergessen, wo
er lag. Dies war die schuld der Jurhumiten. sie waren aus dem Jemen
gekommen, hatten sich selbst zu herrschern über Mekka ernannt,
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