Page 9 - Al-Ghazali Intention Leseprobe
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I.
Die Vortrefflichkeit
der Intention (Absicht) 2
[Schriftstellen und Traditionen vom Propheten.] 3
Gott der Allerhöchste sagt (Sûra 6, 52): „Und stoß jene nicht
zu rück, die ihren Herrn anrufen, früh und spät, nach seinem Ant-
litz verlangend (yurîdûna)“. Mit yurîdûna ist hier die Inten tion
gemeint. Und der Hochgebenedeite sagt: „Die Handlun gen rich-
ten sich allein nach den Intentionen, und jedem Mann kommt das
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zu, was er beabsichtigt; wer seine Hidschra zu Gott und seinem
Gesandten macht, der macht sie zu Gott und seinem Gesandten,
und wer sie zur Welt macht, um sie zu erlangen, oder zu einer
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Frau, um sie zu heiraten, der macht sie zu diesen.“
2 nîya urspr. „Ziel“, auch „Reiseziel“, vom Verbum nawâ „sich etwas vorneh-
men“, auch „auswandern“. Im Lateinischen entspricht „intentio“, im He -
bräischen kawwânâ.
3 Die Autoritätsbeweise werden gewöhnlich in der folgenden Reihenfolge
auf geführt: 1. âyât (Koranstellen); 2. ahkbâr (Traditionen vom Propheten);
3. âthâr (andere Autoritäten, eig. „Spuren“, dann „Überlieferungen“).
Letztere enthalten hauptsächlich Aussprüche und Züge von den „frommen
Altvordern (as-salaf a¶-¶âliªûn), zumeist von den alten #ûfîs, aber auch solche
von nicht islamischen Autoritäten wie Jesus, Luqmân u. a. Hier sind die âyât
und ahkbâr nicht genau voneinander geschieden. Der angebliche Bericht aus
den isrâ’îlîyât (S. 28) gehört eigentlich, da er nicht Muªammed in den Mund
ge legt wird, unter die âthâr.
4 Dieser Satz gilt als eines der Grundprinzipien (qawâ‘id) des Islam. Mit ihm
beginnt al-Bukhârî sein Traditionswerk, und er steht als Aufschrift an einem
der Haupteingänge der Azhar-Moschee in Kairo.
5 Vgl. Seite 27.
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