Page 13 - Propheten Leseprobe
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die erschaffung der welt 19
schrieb die Feder den nächsten Buchstaben, welches das sîn war. Dieser
Buchstabe hat drei Spitzen, und von jeder dieser Spitzen ergoß sich ein
andersartiges Licht. Von der ersten Spitze kam ein Licht, das bis an
den göttlichen thron reichte; von der zweiten Spitze ein Licht, das bis
an den Sockel des göttlichen thrones strahlte, und das Licht aus der
dritten Spitze kam bis ans Paradies. „Welche Lichter sind diese, o mein
herr?“ sprach die Feder voller Staunen. „Es wird unter den Söhnen
Âdams drei Gruppen geben“, antwortete Allâh der Allmächtige. „Die
erste Gruppe werden die sein, die miteinander um gute taten wettei-
fern; das sind diejenigen, deren innere Wirklichkeit besser ist als das,
was sie äußerlich zu erkennen geben. Das Licht dieser Gruppe reicht
bis an den göttlichen thron heran. Zweitens gibt es eine Gruppe, deren
innenleben sich mit ihrer äußeren Erscheinung die Waage hält; deren
Licht wird bis an den Sockel des göttlichen thrones strahlen. Und
drittens gibt es noch diejenigen, die sich selber Unrecht zufügten, das
ist die Gruppe derer, deren Äußeres besser ist als das, was sie im innern
bergen. Das Licht dieser letzten Gruppe reicht bis zum Paradies – nach-
dem sie in der hölle der reinigung unterzogen wurden.“
Wieder befahl der herr der Feder zu schreiben. Die Feder schrieb
das mîm, den dritten Buchstaben der Basmala. Aus dem mîm strahlte
ein Licht hervor, das mit seiner helligkeit die ganze Welt erleuchtete.
Die Feder war so erstaunt darob, daß ihr der Mund offen stehenblieb,
und so verharrte sie ganze zweitausend Jahre hindurch. Dann endlich
fragte sie: „Was ist dieses Licht?“ Der herr antwortete: „Es ist das
Licht von Muªammad al-Mu¶†afâ, der Mein Geliebter ist und der
Prinz unter den Propheten und die Krone Meiner Schöpfung. nur
um seinetwillen habe ich diese ganze Welt erschaffen.“ Als die Feder
diese Worte vernahm, sagte sie: „o herr, lehre mich, diesem gelieb-
ten Wesen den Friedensgruß zu entbieten, wie es ihm gebührt!“ Der
herr lehrte die Feder, dem heiligen Propheten den Friedensgruß zu
entbieten: „as-salâmu ‘alaika, yâ rasûla llâh!“, was bedeutet, „Friede sei
mit dir, o Gesandter Allâhs!“ Die Feder sprach diesen Gruß aus und
wartete schweigend auf Antwort, aber nichts geschah. Da klagte die
Feder und sprach: „o herr, keiner antwortet mir! Dein Geliebter
Muªammad, die unvergleichliche Krone Deiner Schöpfung, erwidert
meinen Gruß nicht!“ Da tröstete der herr die Feder und sprach: „o
Feder, das liegt daran, daß er noch nicht erschaffen ist. Wäre er jetzt
gegenwärtig, gewiß würde er deinen Gruß erwidern. ich aber will an
seiner Statt antworten: „wa ‘alaika as-salâm, yâ qalam! Und Friede sei
mit dir, o Feder!“