Page 11 - Propheten Leseprobe
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                      1. die erschaffung der welt

                               m Anfang erschuf der herr die Vernunft. Er
                               sprach zur Vernunft: „Geh!“, und sie ging.
                               Er sprach zu ihr: „Komm!“, und sie kam
                               wieder. Befahl Er ihr: „Sprich!“, so sprach
                               sie, und befahl Er ihr Schweigen, so schwieg
                               sie. Da sprach Allâh der Allmächtige: „Bei
                               Meiner Allgewalt und göttlichen Majestät,
                               bei Meiner Erhabenheit und Gnade, kein
                               Diener in Meiner Schöpfung ist Mir so
         wohlgefällig wie du, noch habe  ich dir Wertvolleres gegeben als
         die Geduld.“ Sayyidunâ ‘Alî, Friede sei auf ihm, berichtet: „Der
         herr erschuf die Vernunft aus einem verborgenen Licht. Zunächst
         war sie verborgen, der herr woll te aber, daß sie hervortrete. Daher
         stattete Er die Vernunft mit Wis sen aus und gab ihrer Seele die Gabe
         der Einsicht. Auf ihr haupt setzte Er die Enthaltsamkeit, und ihren
         Augen gab Er Sittsamkeit und Weisheit ihrer Zunge. Erkenntnis gab
         Er den ohren, und in das herz legte Er Güte und Erbarmen. ihren
         Geist versah Er mit erhabenem Sehnen und ihr innerstes Wesen mit
         Geduld. Allâh der Allmächtige schmückte die Vernunft mit allen
         Attributen der Vollkommenheit, denn das Licht der Vernunft ist ein
         geistiges, welches den Kindern  Âdams, dem Menschengeschlecht,
         zu eigen ist. Er hat seinen Wohnsitz im Geheimnis der herzen, und
         dieses Geheimnis strebt stets nach dem erhabensten geistigen rang.
         Die Vernunft al lein kann ein solches Sehnen nicht kennen; nur mit
         hilfe des Geheimnisses, welches Allâh den Menschen ins  herz ge-
         geben hat, kann sie soweit reichen.  ohne Unterstützung kann die
         Vernunft sich nicht erheben, sie hat keinen besonderen Willen und
         keine neigung dazu, aber mit hilfe des Geheimnisses, welches Allâh
         der Allmächtige den Kindern Âdams gewährt hat, kann sie auch die
         höchsten Stationen erlangen.“
            Der herr sprach zur Vernunft: „o Vernunft, siehe, wer da vor
         dir steht.“ Da blickte die Vernunft hin und gewahrte ein Wesen von
         wundersamer Schönheit und fragte es: „Wer bist du, die du so zart und
         schön bist?“ Das Wesen antwortete: „o Vernunft, ohne mich hast du
         weder rang noch Ansehen.“ „Wie ist dein name?“ fragte die Vernunft.
         „Mein name ist ‚von Gott gewährter Erfolg‘“, antwortete das Wesen,
         „Erfolg vom herrn der Welten“. Der herr erschuf die Schreibfeder,
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