Page 9 - Das Leben des Propheten Leseprobe
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vorwort
         auf den ersten teil zu, doch haben sich davon längere Passagen
         erhalten. Daß wenigstens die beiden mittleren teile, die uns das
         Leben Muªammads schildern, fast vollständig vor dem Verlust
         bewahrt blieben, verdanken wir einem ägyptischen Gelehrten,
         der um 830 n. Chr. starb, nachdem er sich als Grammatiker und
         Genealoge einen bedeutenden namen gemacht machte: Ibn
         hishâm. ein schüler des Ibn Isªâq hatte ihm den text aus dem
         Iraq mitgebracht, und er gestaltete dieses Material zu jenem buch
         um, das als die sîra (Vita) schlechthin bis heute die berühmteste
         Prophetenbiographie blieb.
           Wie Ibn hishâm bei der edition des Werkes verfahren ist,
         erklärte er selbst in seiner einleitung: „Wenn Gott will, werde
         ich dieses buch mit abrahams sohn Ismâ îl und jenen aus seiner
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         nachkommenschaft beginnen, die die ahnen des Propheten
         waren, und werde Ibn Isªâqs berichte darüber anführen. Die
         anderen nachkommen Ismâ îls werde ich übergehen und mich
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         ganz auf das Leben des Propheten beschränken. Deshalb werde
         ich auch auf einige jener berichte aus Ibn Isªâqs Werk verzichten,
         in denen der Prophet nicht erwähnt ist, über die es keine korani-
         schen offenbarungen gibt und die weder als Kommentar noch
         als Zeugnis für irgend etwas in diesem buche dienen. Weiterhin
         werde ich diejenigen von ihm angeführten Gedichte weglassen,
         die, wie ich festgestellt habe, keinem Kenner der Poesie geläufig
         sind. Und schließlich werde ich solche nachrichten nicht wie-
         dergeben, über die zu sprechen entweder widerwärtig ist oder
         deren erwähnung einige Leute verletzen würde oder deren
         Überlieferung mir bakkâ’î (der Vermittler des textes) als nicht
         gesichert angegeben hat. alles andere werde ich, wenn Gott will,
         vollständig wiedergeben, soweit es sicher bekannt und überliefert
         ist.“ anhand von Zitaten bei anderen autoren, die Ibn Isªâqs
         text benutzt haben, läßt sich feststellen, daß Ibn hishâm in der
         tat den weitaus größten teil seiner Vorlage wörtlich übernom-
         men hat, so daß wir mit recht Ibn Isªâq als den autor und Ibn
         hishâm lediglich als den herausgeber des buches bezeichnen
         können. nur den teil über die vorislamische Geschichte hat er
         extrem verkürzt, die eigentliche Vita des Propheten aber beina-
         he vollständig übernommen. es hat gewiß zur Popularität des
         Werkes beigetragen, daß Ibn hishâm an vielen stellen, und vor

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