Page 20 - Die Oasen des Imans_Leseprobe
P. 20
Die Hindernismauer
Ich konnte meine Geduld weder in die Stunden noch
in die Minuten hineinzwingen.
Ich habe versucht, versucht und wieder versucht...
Bei jedem Mal bewegten sich nicht meine Beine,
sondern meine Geduld und der Morgen dieser Nacht
war nicht anders als alle andern, die ich erlebt hatte. Das
Frühstück für unsere große Familie hat wieder meine
Mutter zubereitet.
All dies erzählte ich jede Nacht meinem besten
Freund Allah. Ich erzählte alles. Ich habe nie etwas vor
ihm verborgen.
Von dem Onkel Hodscha blieb mir eine Puppe und
ein gebrochenes Kinderherz.
Und wieder erfasste eines Tages meine Familie die
Aufregung einer neuen Hoffnung. Sie würden sich wie-
der mit mir auf den Weg machen. Meine Hoffnung
war dieses Mal viel größer als ihre. Ich hatte eine riesige
Hoffnung. Dieses Mal beruhte meine Hoffnung nicht
darauf, am vierzigsten Morgen zu laufen. Meine Hoff-
nung war etwas anderes, etwas ganz anderes. Meine
Hoffnung verbarg sich im Völkerball, das ich spielte in
dem Bewusstsein, dass ich die erste sein werde, die ab-
geschossen wird, in der Kraft, die ich spürte, wenn ich
mit meinen Händen den knackigen halben Apfel esse,
im Versteckspiel, an dem ich von unserem drei Quadrat-
meter großen Balkon aus teilnahm, in der Welt, die ich
- 22 -