Page 13 - Die Oasen des Imans_Leseprobe
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Einleitung
Einleitung
Zur Zeit des zweiten Kalifen erfuhr das aus einer Stadtgemeinschaft
hervorgegangene islamische Staatsgebilde eine gewaltige
Ausdehnung; es erstreckte sich über die ganze arabische Halbinsel
bis weit nach Nordafrika auf der einen Seite und bis weit nach Asien
über Transoxanien hinweg auf der anderen Seite.
Zwangsläufig wurde hierbei das noch junge System des Islam
mit zahlreichen fremden Kulturkreisen konfrontiert. Dabei ist es
erstaunlich, wie der islamische Staat mit diesem Problem fertig
werden konnte. Es tauchte die Frage auf, was der Islam nach dem
Untergang der byzantinischen und persischen Weltmacht als ein
neues Lebenssystem und als neue Weltanschauung zur Bewältigung
damaligen sozialen und politischen Lebens beitragen konnte.
Hieraus ergibt sich die erste Zielsetzung der vorliegenden Arbeit.
Es soll untersucht werden, wie es der zweite Kalif ʿUmar Ibn Al-
Ḫaṭṭāb, der ein sehr enger Gefährte des Propheten (a.s.s.) und
zugleich sein Berater und eine der tatkräftigsten Persönlichkeiten
der islamischen Geschichte war, zu seiner Kalifatzeit verstand, auf
die unzähligen in Folge der erwähnten Erweiterung des islamischen
Reiches auf ihn zugekommenen Fragen eine verbindliche Antwort
geben zu können.
Seine Aktivitäten zu seiner Regierungszeit zeigen uns, dass er in
der Tat, ein auf Qurʾān und Sunna basierendes Staatsmodell mit den
erforderlichen Institutionen realisiert hat. Er ist deshalb unter den
Islam-Wissenschaftlern auch als Gründer der ersten islamischen
staatlichen Institutionen bekannt. 1
1 Al-Biltāğyy: Manhağ 411; Vgl. Goldziher: Vorlesungen 32. Brockel-
manns Meinung, dass „mit der gewaltigen Ausbreitung seiner politi-
schen Macht nach außen hatte die Entwicklung des arabischen Staates
im Innern nicht Schrittgehalten“, ist unter Beleuchtung der vorliegen-
den Arbeit aussichtslos. (Vgl. Brockelmann: Geschichte 54; s. auch S.55:
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