Page 14 - Die Oasen des Imans_Leseprobe
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DIE LEUCHTE IN DER FINSTERNIS

            die ich zur Auswahl hatte, aufgrund des Verlages, der Kapazitäten und der Fä-
            higkeiten am allerbesten an. Doch ich bemerkte sehr schnell, dass das türkische
            Buch viele Mängel aufwies. Die Themen waren sehr durcheinander und es be-
            fand sich im Buch kein logischer Aufbau und auf allen drei Seiten wiederholte
            sich eine Seite aus dem Anfang oder dem Ende des Buches. Diese Mängel könnte
            man vielleicht auf dem türkischen Buchmarkt tolerieren, was stark zu bezwei-
            feln ist, doch gewiss nicht auf dem deutschen Buchmarkt. Der Autor des Buches,
            Seyyid ʿAlī Hosafci, dem Allah ein langes und gutes Leben gewähren soll, inve-
            stierte viel Arbeit in dieses Buch und brachte es mit eigenen finanziellen Mittel
            zum Druck. Möge Allah ihn dafür belohnen! Er verfasste und sammelte dieses
            Werk mit Hilfe der ansässigen Gelehrten. Ich habe mit seiner Erlaubnis einige
            Themen, die ich im Rahmen des Themas nicht als angemessen erachtet habe,
            herausgenommen und habe viele Details hinzugefügt und einige Stellen gekürzt
            und ergänzt. Im Großen und Ganzen habe ich das Buch um viele Zitate, detail-
            liertere Erklärungen und Widerlegungen bereichert. Das Buch hat nun, so hoffe
            ich, einen logischen Aufbau und alle Themen werden ohne Wiederholungen und
            unnötige Ausschweifungen erklärt.

                Ist dieses Buch die Antwort auf alle Zweifel, Einwände und Probleme der
            Wahhabiten mit den genannten Themen? Sicher nicht. Nicht umsonst werden
            im arabischen Sprachraum weiterhin etliche Bücher über dieses Thema verfasst
            und die Diskussionen mit den Wahhabiten halten an. Die Kernaussage dieses Bu-
            ches jedoch, auch wenn man alle Qurʾānverse und Aḥadīth ignorieren oder sie
            anders deuten würde ist, dass die Gelehrten des Islams niemals diese Taten aus
            der Perspektive des Wahhabismus betrachtet haben, sondern ganz im Gegenteil,
            sie selbst haben diese Taten befürwortet und praktiziert. Erst der Wahhabismus,
            bzw. Muḥammad b. ʿAbd al-Wahhab bezeichnete gewisse Praktiken als Schirk.
                Der bewanderte Leser wird sich fragen, wieso die Themen der Glaubensin-
            halte (ʿAqidah), die Themen der Gottesdienste und des Rechts (Fiqh) und die The-
            men des Taṣawwuf nicht behandelt werden. Das Thema „wahhabitische ʿAqīdah“,
            oder anders ausgedrückt, der Glaube der Gott vermenschlicht und ihm die Ma-
            kel der Schöpfung anhand der Fehlinterpretation mehrdeutiger Verse zuschreibt,
            wird in diesem Buch nicht behandelt, da dieses Thema mehrere eigenständige Bü-
            cher füllen würde. Dies betrifft auch die Themen des Befolgens der Rechtsschu-
            len, des Vertrauens in die Gelehrten, des Sufismus, des Ursprungs des Sufismus
            usw. Einige Bücher über diese Themen wurden schon veröffentlicht, darunter
            das schon erwähnte „al-Fiqh al-Akbar“ des Imam Abu Hanifa, übersetzt von Ali
            Ghandour, und das Buch „Das Ṣūfītum“ von Scheich Nūḥ Ha Mim Keller, übersetzt
            von Abdullah Frank Bubenheim. Diese Bücher sind hinsichtlich der Problematik
            jedoch seicht und gehen nicht zu sehr ins Detail und stellen keine Widerlegung

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