Page 9 - Das Buch der Ehe Leseprobe
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vorwort des herausgebers

           Klassiker islam kund lichen Wissens. In ihm wird in wunderbarer
           Klarheit deutlich, was unser Schöpfer, der uns liebt und nach uns
           sieht, von uns wünscht, sofern wir Mann und Frau sind.
             Was uns heute mit Blick auf eine blaßgesichtige Moderne im
           vorliegenden Text sicher auffallen, erschrecken oder beglücken
           wird, ist neben dem offenen Bekenntnis zur Wichtigkeit der
                                                            1)
           Ausübung des Geschlechtlichen, ja deren Gesegnetheit  – daß
           der Prophet œ mit besonderer Manneskraft begabt war, wird
           anhand beeindruckender Beispiele mit schönem Stolz erwähnt
           –, eine glasklare Aufgabenverteilung zwischen Mann und Frau,
           deren Striktheit als ein Ausdruck göttlicher Weisheit angesichts
           dessen gesehen werden kann, daß Mann und Frau eben vollblü-
           tige herrliche Wesen sind, zwischen denen es jederzeit blitzen



           1) Wie sehr sich christliche und muslimische Sichtweise hier unterscheiden,
             läßt Charles Le Gai Eaton ( Der Islam und die Bestimmung des Men-
             schen, Köln 1987, S. 95 ff. – Die vom Autor überarbeitete Neufassung soll
             demnächst beim Spohr Verlag erscheinen.) deutlich hervortreten, wenn er
             dem Verdikt Thomas von Aquins, die Ehe werde ohne eine Beimischung des
             Fleischlichen (sine carnale commixione) „heiliger“, das Wort des spanischen
             Mystikers und Philosophen Ibn ‘Arabî entgegenstellt: „Die intensivste und
             vollkom menste Kontemplation Gottes wird uns durch die Frauen zuteil, und
             die leidenschaftlichste Vereinigung ist der eheliche Akt“. Während Papst
             Johannes Paul II. von den „Übeln der Lust“ selbst in der Ehe gesprochen
             habe, so Le Gai Eaton, bemerke ein zeitgenössischer muslimischer Autor
             (er meint Sheikh Nazim Efendi) ganz nebenbei: „Wenn zwei Menschen in der
             Hochzeitsnacht zusammenkommen, vergibt ihnen Allah alle ihre vorherge-
             gangenen Sünden, so sehr liebt Er die Ehe.“ Der Prophet habe gesagt, Ehe sei
             „die halbe Religion“, und seine Gefährten mit der Bemerkung in Erstaunen
             gesetzt, es gebe im Himmel eine Belohnung für jeden Akt der Vereinigung
             zwischen einem Mann und seiner Frau. Bei anderer Gelegenheit habe er ge-
             sagt: „Wenn Ehemann und Ehefrau einander die Hände halten, entweichen
             ihre Sünden durch die Fingerspitzen ...“ (dort, S. 96).

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