Page 12 - Dein Wille geschehe Leseprobe
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O Gott, mein Vermittler bei Dir sind die Gnaden, die Du mir
erwiesen hast, und mein Fürsprecher bei Dir die Wohltaten, die Du
mir erzeigt hast!
O Gott, ich rufe Dich in der Menge, wie man einen Herrn anruft,
und ich rufe Dich in der Einsamkeit, wie man einen Geliebten
anruft. In der Menge sage ich: „O mein Gott!“ und in der Einsam-
keit: „O mein Freund!“ Ich sehne mich nach Dir und bezeuge Dein
Herrschertum, indem ich bekenne, daß Du mein Herr bist und der,
zu dem ich zurückkehre. Deine Barmherzigkeit für mich begann,
ehe ich noch erwähnt ward: Du schufest mich aus Staub, dann
ließest Du mich in den Lenden weilen und brachtest mich in den
Mutterschoß. Du formtest mich und ließest mich in der Finsternis
zwischen Blut und Fleisch wohnen und bildetest mich in der Form
eines Mannes. Dann brachtest Du mich in die Welt, wohlgeformt
und heil, und beschütztest mich in der Wiege als winziges Kind und
ernährtest mich mit trinkbarer Milch. Du bereitetest mir den
Schoß der Mutter und ließest in ihrem Herzen Liebe und Zärtlich-
keit für mich wachsen. Du zogest mich aufs beste auf und leitetest
mich aufs schönste. Du schütztest mich vor den Anschlägen der
bösen Geister und behütetest mich vor teuflischen Menschen. Du
bewahrtest mich vor einem Zuviel am Leibe, das mir hätte schaden
können, und vor einem Zuwenig, das mir hätte Schande machen
können.
Geheiligt bist Du und erhaben, mein Herr, o Erbarmer – wenn
ich auch alle Worte aufbrauchte, so könnte ich doch Deine über-
großen Wohltaten nicht aufzählen!
Du schenktest mir jedes Jahr neue Leitung, Erhabener, Herr der
Majestät und Größe, bis Du mich meine Stellung einnehmen
ließest, die Elemente meines Leibes gestärkt und meinen Verstand
vervollkommnet hattest. Dann nahmst Du den Schleier der Nach-
lässigkeit von meinem Herzen und gabst mir ein, die Wunder
Deiner Werke und die Herrlichkeiten Deiner Schöpfung zu erblik-
ken. Du gabst mir einen starken Beweis für Deine Existenz und
wiesest mich zu Dir; Du lehrtest mich, was Deine Propheten
gebracht haben. Du nährtest mich mit mannigfachem Lebensun-
terhalt und mit verschiedenen Beigaben durch Deine große Güte
und Deine urewige Gnade und formtest mich recht. Dann ließest
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